Musiktherapie und Musikerziehung

Obgleich Musikerziehung und Musiktherapie ganzheitlich ein gutes Zusammenspiel ergeben, sind diese beiden Begriffe strikt voneinander zu trennen. Die Musikerziehung wird auch als rhythmische Erziehung bezeichnet. Sie verbindet die Elemente Bewegung, Sprache und Musik. Vorwiegend kommt diese Form der Erziehung bei Kindern mit geistiger Behinderung zum Einsatz, um deren Feinmotorik sowie Feinsensorik zu ergänzen. Auch das Singen stellt einen wichtigen Teil der Musikerziehung dar. Eine Vielzahl umfangreicher Studien erbrachte den Beweis, dass gerade Kinder mit geistiger Behinderung eine natürliche Freude und großen Spaß am Singen mit sich bringen. Das mehrdimensionale Denken wird mittels einer ganzheitlichen Förderung unterstützt.

Vorwiegend dient die Musikerziehung dem Sozialverhalten. Kinder haben die Möglichkeit, zu lernen, besser aufeinander einzugehen. Dies wird auch durch das Singen im Chor gefördert. Hier sind die Kinder auf gegenseitige Rücksichtnahme angewiesen. Eine weitere zentrale Rolle spielt die Spracherziehung. Der Wortschatz geistig behinderter Kinder ist zumeist stark eingeschränkt. Ebenso kommt es verhäuft zu Stockungen im Sprachfluss. Das Singen hilft den Kindern, Wortfindungsschwierigkeiten zu überwinden. Das Denkvermögen sowie die Leistung des Gedächtnisses erhöhen sich durch eine Vielzahl an Wortwiederholungen. Oft können Sprachhemmungen durchbrochen werden. Durch das Erlernen von Liedern wird die Konzentrationsfähigkeit gesteigert. Auch das Hören von Musik ist wichtig und fördert die Kommunikation.

Die Musiktherapie wird als heilend beschrieben und als eine Form der Psychotherapie dargestellt. Diese Aspekte sind auf die emotionale Wirkung der Musik zurückzuführen. Die älteste Therapieform ist die rezeptive Musiktherapie. Hier musiziert der Patient nicht aktiv. Durch das Hören von Musik wird die Wahrnehmung intensiviert. Wird biografisch wichtige Musik abgespielt, so löst dies beim Klienten Emotionen aus. Eine weitere Form dieser Therapie ist das Spiel des Therapeuten. Hier nimmt das Kind neben der Musik auch dessen Gefühle wahr. Oft wird diese Form bei Frühgeborenen oder komatösen Patienten angewendet. In der aktiven Musiktherapie gestaltet der Patient das Geschehen musikalisch mit. Ein Musikinstrument, auf welchem der Patient meist improvisiert, erweitert die Möglichkeiten der Kommunikation. Die Wahl des richtigen Instrumentes ist vom Inhalt der Therapie abhängig.